Intaglio Printing
The Vintage Look
Meine Intaglio Prints sind eine Symbiose aus klassischer Radierung und Fotografie. Jeder Abzug auf dem Kupferdruckpapier ist einmalig. Das Auftragen der Kupferdruck-Ölfarbe, das Ausreiben der Radierplatte mit Gaze und das Drucken auf der Radierpresse erfolgen wie beim Kupferstich für jeden Abzug in reiner Handarbeit.
Ich startete mit meinen ersten Experimenten im Fotopolymertiefdruck, nachdem ich in einer Fachzeitschrift einen Artikel über den New Yorker Fotografen Peter Liepke laß, der meine Neugierde weckte. Von seinen New Yorker Fotografien fertigt er erst Platinum/Palladium Drucke oder Gummidrucke an, um dann eine „Special Photogravure Edition“ auf der Radierpresse drucken zu lassen.
Als Fotograf arbeitete ich zu der Zeit schon viele Jahre ausschließlich digital. In die analoge Dunkelkammer mit der vielen Fotochemie wollte ich jedoch nicht zurück. Auch die klassische Heliogravüre, bei der eine fotografische Vorlage mittels Säure in die Kupferplatte geätzt wird, kam für mich nicht in Frage. So suchte ich nach einem Weg, wie ich meine Fotografie mit der Fotogravüre verbinden konnte. Dabei stieß ich auf die noch sehr junge Technik des Fotopolymertiefdrucks. Es dauerte 1 Jahr und viele viele Versuche bis ich die erste Radierung, so wie ich sie haben wollte, drucken konnte. Den Tiefdruck mit Kupferplatte, Ölfarbe und Radierpresse lernte ich beim Künstler Sven Wohlgemuth in Hamburg.
Bei der Intagliotypie Radiertechnik handelt es sich um ein „Non-Toxic Intaglio Printmaking“: Anstatt direkt in die Kupferplatte mit giftiger Säure zu ätzen wie bei der Heliogravüre, wird auf die Platte im abgedunkeltem Raum von Hand und mit Hilfe eines Wasserzerstäubers eine dünne Fotopolymerschicht aufgerakelt. Diese Schicht ist lichtempfindlich und noch ungehärtet. Die restliche Feuchtigkeit zwischen Kupferplatte und Polymerschicht wird in der Radierpresse rausgepresst und die Platte dann über Nacht im Dunkeln getrocknet. Am nächsten Tag ist die Druckplatte bereit für die Belichtung mit dem Motiv. Das Motiv, das zuvor mit einem Inkjetprinter und schwarzer Pigmenttinte in feinstmöglicher Auflösung auf eine transparente Folie gedruckt wurde, wird dann im direkten Kontakt unter Vakuum mit UV-Licht in die Druckform gebrannt. Da der Polymer erst unter Bestrahlung mit UV-Licht härtet, hat die schwarze Pigmenttinte des Inkjetprinters den Vorteil, das sie kein Licht durchläßt. Dadurch bleibt der Polymer unter jedem noch so feinen schwarzen Pigmenttintenpünktchen bei der Belichtung weich. Folglich führt jeder feinste schwarze Spritzer auf der Folie aus dem Tintenstrahldrucker zu einer Vertiefung in der Druckplatte und alle transparenten Bereiche auf der Folie, die das UV-Licht durchlassen, härten die Polymerschicht. Das Bild besteht also aus ganz vielen kleinsten Vertiefungen , in die die Ölfarbe hineingerieben wird. Für die Belichtung der Platte verwende ich einen 300kg schweren Kontaktkopierer aus analogen Zeiten der Firma Theimer aus den 1980er Jahren. In diesem Gerät sind ein 1000 Watt UV-Strahler und ein schwerer Vakuumrahmen verbaut.
Bevor nun die Tiefdruckplatte mit der Ölfarbe eingerieben werden kann, muß das weiche unbelichtete Polymer noch aus der Platte herausgelöst werden. Dazu wird die belichtete Platte kurz in eine Schale mit Waschlauge bzw. Waschsoda gelegt. Das alkalische Soda löst das weiche Polymer aus den Vertiefungen heraus. Nach einer kurzen Zwischenwässerung wird die Polymerschicht mit den Vertiefungen in einem sauren Essigbad fixiert und gehärtet.
Der nun folgende Druck auf Papier ist identisch mit dem traditionellen Kupferstich und der klassischen Radierung. Die Druckplatte wird mit Ölfarbe eingerieben und in vielen Durchgängen von Hand mit Gaze ausgewischt, bis sich die Ölfarbe nur noch in den Vertiefungen befindet. Ist die Platte bereit für den Druck, wird sie auf dem Drucktisch der Radierpresse plaziert. Ein feuchtes Kupferdruckpapier wird vorsichtig darüber gelegt, das Ganze wird mit einem Druckfilz abgedeckt und gemeinsam werden Druckplatte und Kupferdruckpapier mit einem großen Schwungrad durch die Walzen der Radierpresse bewegt. Durch den tonnenschweren Druck der Stahlwalzen, die Feuchtigkeit im Kupferdruckpapier und der Filzmatte wird die Ölfarbe aus den Vertiefungen in der Druckplatte auf das Papier übertragen. Der Abzug ist vollbracht. Für jeden weiteren Abzug wird die Druckplatte erneut mit Ölfarbe eingerieben und mit Gaze ausgewischt.
Da die Vertiefungen nicht wie bei der Heliogravüre mit Säure in die Kupferplatte geätzt, sondern in die darüberliegende Fotopolymerschicht belichtet werden, kann die Kupferplatte nach dem Druck der Edition für andere Motive wiederverwendet werden. Beim Einweichen über längere Zeit in einem Bad Waschlauge löst sich das Fotopolymer von der Kupferplatte.
Für die Tiefdrucke verwende ich ein Kupferdruckpapier von Hahnemühle. Das Echt-Bütten Papier für künstlerische Drucktechniken wird in Einzelbögen auf einer Rundsiebpapiermaschine hergestellt. Es ist säurefrei und alterungsbeständig. Bei allen Radierungen handelt es sich um von mir selbst angefertigte Originalgrafiken.